Killifische


Killifische oder eierlegende Zahnkarpfen

Text: Frank Werner 

 

Wie entstand der Name Killifisch?

 

Vor 300 Jahren fanden in Amerika eingewanderte Holländer in kleinen Gewässern, die sie in ihrem holländischen Platt "Kill" nannten, kleine Fische aus der Familie der Cyprinodontidae. Die Fische, die sie also in den "KUHLEN" fanden, nannten sie Killifische. Als 1960 in Amerika eine nationale Organisation gegründet wurde, die sich die Haftung und das Studium der eierlegenden Zahnkarpfen zur Aufgabe machen wollte, erinnerte man sich an den Namen Kill. Sie machten sich den Namen Kill zu eigen und nannten ihre Organisation "American Killfish Association". 1969 wurde dann auch in Deutschland die "Deutsche Killifisch Gemeinschaft" ins Leben gerufen. Es folgten dann England, Holland, Schweden usw., so dass der Name "Killifisch" zum weltweiten Begriff wurde.

 

Der Name "eierlegender Zahnkarpfen" sagt uns, dass die Kärpflinge auf den Schlundknochen zahlreiche Heckelzähne tragen, die den Fischen zum Fressen und dem Ichthyologen zur Unterscheidung der Gattung und Art dienen. Heute bestimmen die Wissenschaftler die Fischarten und Gattungen an den Flossenstrahlen, den Fortsätzen der Schuppen, dem Augendurchmesser, der Gesamtlänge, Körperhöhe, Körperlänge, Kopflänge usw. Man hat erkannte, dass Namen, die Jahrzehnte bestanden haben, vollkommen falsch waren. Es wurden die Gattungen also ganz neu aufgegliedert und neue Namen neu hinzugenommen. So heißt der A. striatum heute A. lujae, aber den eigentlichen striatum hat man auch wieder entdeckt. Der A. callabaricus heißt Roloffia libenensis, A sjoestedti heißt Roloffia occidentalis.

 

Das Verbreitungsgebiet der Killifische erstreckt sich über den ganzen tropischen und subtropischen Raum, mit Ausnahme Australiens. Sie leben überwiegend in Süß- und Brackwasser, doch kommen einzelne Arten auch im Meer vor. Das Schwergewicht der Verbreitung der Killifische liegt im tropischen Afrika, wo die Artenfülle und Schönheit außerordentlich groß ist. So leben zum Beispiel die Aphyosemion-, Roloffia- und Epiplaty-Arten in Westafrika (Guinea, Sierra Leone, Liberia, Nigeria, Kamerun, Gabun und Kongo), die Nothobranchiusarten in Ost- und Zentralafrika, Kenia, Tanganjika und Kongo. In Südeuropa, vorwiegend Spanien, lebt Aphanius iberius. Die Cynolebias-, Peterolebias-, Rachovia- und Austrofundulus-Arten leben in Südamerika (Venezuela, Brasilien, Uruguay, Argentinien). In USA leben Cyprinodontidae und Jordanella floridae, die Aplocheilus-Arten in Asien (Japan, Thailand, Indien).

 

Aufgrund der weiten Verbreitung ist das Fortpflanzungsverhalten sehr vielseitig. Alle Killifische reagieren sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen oder Veränderungen ihres Milieus von weichem in hartes Wasser. Flossenklemmen ist die erste Reaktion auf diese abrupte Veränderung. Meist führt sie sogar zum Tode. Die idealen Werte für Pflege und Zucht der Killifische sind Wassertemperaturen zwischen 20 und 24°C und eine Gesamthärte des Wassers um 5 Grad dGH, wobei der pH-Wert unter Neutral liegen sollte (6,2 bis 6,8 pH). Killifische sind sehr gute Springer. Um dem entgegenzuwirken, sollte man die Aquarien gut abdecken. Zur Fortpflanzung ist eine kräftige Fütterung Bedingung (rote, schwarze, weiße Mückenlaven, Enchyträen, Grindalwürmer, Drosophila, Cyclops). Trockenfutter fressen die Killifische meist nicht.

 

Wir kennen hauptsächlich zwei Laichverhalten. Zum einen die Fische, die zu den Haftlaichern gehören und die, die in den Boden ihre Eier ablegen, die Bodenlaicher. Es gibt aber auch Arten, die beides zugleich bevorzugen. Die Haftlaicher legen ihre Eier in der Regel an feinfiedrigen Pflanzen (Javamoos, Myriophyllum, Cabomba) ab, aber auch an Wurzeln und Torffasern. Dabei ist in dieser Gruppe die Grenze zwischen Haft- und Bodenlaichern nicht konkret zu bestimmen. Die sieht man daran, dass einige Tiere ihre Eier in Bodennähe ablegen, andere wieder die oberen Wasserschichten bevorzugen. Zur Zucht sollte man immer ein Männchen und ein Weibchen ansetzen, da die Männchen stark treiben. Ein Aquarium mit 2-3 Liter Wasserinhalt genügt zur Zucht. Alle 3 bis 4 Tage sammelt man die Eier von dem Laichsubstrat ab. Ein Berühren der Eier mit den Fingern schadet nicht, da sie sehr hartschalig sind. Nur unbefruchtete Eier zerfallen, wenn man sie berührt. Die Eier werden in ein Gefäß überführt, dessen Wasser einen Zusatz eines Desinfektionsmittels enthält, um ein Verpilzen der Eier zu verhindern. Sollten trotzdem einige Eier verpilzen, sammelt man sie ab, um ein Übergreifen des Verpilzens zu verhindern.

 

Die Jungen der Haftlaicher schlüpfen bei dieser Methode in der Regel nach 10 bis 18 Tagen und müssen dann in ein Aufzuchtbecken mit gleichem Wasser überführt werden. Man kann auch die abgesammelten Eier in feuchten Torf überführen und diesen in einem verschlossenen Behälter 3 Wochen bei 22°C aufbewahren und dann aufgießen. Diese Methode hat den Vorteil, dass die Jungfische gleichmäßig schlüpfen und die heranwachsenden Jungen nicht nach Größe sortiert werden müssen. Außerdem ist die Futterfrage nur einmal zu lösen. Nach dem Schlüpfen sollte die Fütterung sofort einsetzen, mit Artemia-Nauplien oder Staubfutter.

 

Da die Haftlaicher in der Regel Dauerlaicher sind, könnte man sie unbegrenzt zur Zucht ansetzen. Produktiver laichen die Paare allerdings, wenn man sie 3 Tage zur Zucht ansetzt, dann die Geschlechter bei guter Fütterung 3 Tage trennt. Diese Methode kann man beliebig wiederholen.

 

Die Bodenlaicher, die in Tümpeln leben, welche periodisch austrocknen, also in der Regenzeit Wasser führen (November-Januar in Afrika, Juni-September in Südamerika) und in der Trockenzeit vollkommen austrocknen, sind leider sehr kurzlebig. Das hat mehrere Ursachen. Einerseits führen die Tümpel nur wenige Monate Wasser, andererseits sorgt die hohe Temperatur für einen erhöhten Stoffwechsel, was die Entwicklungsphase der Tiere beschleunigt. Im Aquarium können wir deshalb die Tiere, wenn wir sie bei niedrigen Temperaturen pflegen, ca. 20 °C, doppelt so lange am Leben erhalten (bis zu 1 1/z Jahre).

 

Die Zucht ist etwas einfacher und weniger zeitraubend als bei den Haftlaichern. Es ist auch hier zu raten, 1 Männchen und 2 bis 3 Weibchen zur Zucht anzusetzen. Wir setzen das Trio 2 bis 4 Wochen in ein 10 bis 15 Liter fassendes Aquarium, in das wir eine 2 bis 5 cm dicke Torfschicht gefüllt haben. Die Tiere laichen nun je nach Art oberhalb, indem das Männchen das ausgestoßene Ei mit einem Schwanzschlag in den Bodengrund befördert, oder weit eingegraben im Torf ab. Nach Ablauf der 2 bis 4 Wochen überführt man das Trio in ein neues, vorbereitetes Becken, um sie weiter ablaichen zu lassen.

 

Das Wasser aus dem alten Zuchtbecken gießt man ab und drückt den Torf vorsichtig aus. Danach lässt man den Torf auf einem Stück Zeitungspapier noch etwas antrocknen, so dass er eine kaffeebraune Farbe annimmt. Bei zu feuchtem Torf dauert die Entwicklung der Eier länger. Bei sehr trockenem Torf gehen viele Eier ein, während die restlichen eine schnellere Entwicklung zeigen. Hat der Torf die richtige Feuchtigkeit bzw. ist der Torf angetrocknet, wird er in einen Plastikbeutel gefüllt, der fest verschlossen wird. Bei einer Temperatur um 20°C sollte der Torf 2 bis 9 Monate je nach Fisch Gattung gelagert werden.

 

Nach der Lagerfrist wird der Torf in ein Aquarium geschüttet und mit 15 bis 18°C warmen Wasser übergossen. Durch diesen Kaltwasserschock schlüpfen die Jungfische schneller und zahlreicher. Der Aufguss mit 17 bis 18°C warmem Wasser brachte allerdings mehr Bauchrutscher als bei 20 bis 22°C. Der Wasserstand darf beim Aufguss nicht zu hoch sein, da die Jungfische nach dem Schlüpfen ihre Schwimmblase mit Luft füllen müssen. Nach wenigen Stunden sind die Jungfische geschlüpft und müssen sofort mit Staubfutter angefüttert werden. Nach 3 bis 4 Tagen kann man dann zu Artemia übergehen. Die heranwachsenden Jungen müssen dann nach Größe sortiert werden, da sie unterschiedlich schnell wachsen und zum Kannibalismus neigen. Nach 3 bis 4 Monaten sind die bodenlaichenden Fische zuchtfähig.