Nematobrycon palmeri (Kaisertetra) im Daueransatz
Text: Irma Schumacher
Eigentlich bin ich mehr zufällig an die netten Tierchen gekommen. Beim Zoohändler sah ich zwei hübsche ausgewachsene Paare Kaisertetras. Salmler interessierten mich schon länger und mein 150 Literbecken war spärlich besetzt, daher nahm ich die Tiere mit. Das Becken war besetzt mit Antennenwelsen (Ancistrus dolichopterus ), marmorierten Panzerwelsen (Corydoras punctatus), Rote Neon (Paracheirodon axelrodi), Dreibandziersalmler (Nannostomus trifasciatus) sowie Amano-Garnelen zum vertilgen der Algen.
Nach einigen Wochen beobachtete ich, dass die Kaisertetras, wie auch andere Salmlerarten vor ihnen, einen Busch aus Javafarn und Javamoos zum Ablaichen nutzten. Das Balzspiel war recht stürmisch, immer wieder drängte das Männchen ein balzbereites Weibchen in den Busch. Interessanterweise vertrieb das Männchen sehr energisch andere Fische, die sich während der Balz im Bereich des Pflanzenbusches aufhielten. Diese Balzspiel konnte ich im Abstand einiger Tage immer wieder beobachten. Sehr überrascht war ich, als ich eines Tages, mehr zufällig, im dichten Bestand aus Sagitarien, die als Rasen im Vordergrund des Beckens standen, ein Mini-Fischchen beobachtete. Nach vielleicht 6 Wochen verließ das Fischchen mit einer Größe von mittlerweile einem Zentimeter das schützende Pflanzendickicht und wagte sich in das freie Wasser. Zwei weitere gesellten sich dazu. Nach und nach kamen weitere Jungfische auf, die Gruppe wuchs. Bein Ortswechsel von Stuttgart nach Hannover, ca. eineinhalb Jahre später, waren bereist 12 Kaisertetras im Becken. Nach dem Umzug dauerte es eine geraume Zeit, bis das Becken wieder ausreichend dicht bewachsen war. Wohl auch durch regelmäßiges Verfüttern von Wasserflöhen erschien dann im Sommer ein kleiner Schwarm von 15 (!) Jungfischen.
Interessant war für mich vor allen das Verhalten der Tiere untereinander. Im Aquarien Atlas las ich , dass Kaisertetras als Schwarm aber auch Paarweise gehalten werden können, recht friedlich aber anspruchsvoll sind. Die beiden ersten Paare entsprachen so gar nicht meiner Vorstellung eines Schwarmfisches. Die Männchen waren recht aggressiv miteinander derart, dass das überlegene Tier das schwächere erbarmungslos verfolgte, die Weibchen waren eher teilnahmslos dabei. Das schwächere Männchen verstarb dann auch nach einiger Zeit. Die nachwachsenden Jungfische wurden kaum verfolgt, allerdings von ältesten Männchen "diszipliniert". Die Jüngeren legten sich beim herankommen des stärksten Männchens leicht auf die Seite, zu erbarmungslosen Verfolgungen, wie zwischen den beiden ausgewachsenen Männchen, kam es nicht mehr. Auch die Jüngeren jagten sich regelmäßig und es schien mir, dass die Tiere der Gruppe sich kannten und eine Rangfolge erstritten. Das galt in erster Linie für die Männchen, die Weibchen gingen deutlich friedlicher miteinander um. Bei der Balz gab es keine festen Paare, auch rangniedrigere Männchen balzen. Die anderen Männchen hielten sich dann meist etwas entfernt.
Auffallend war auch, das die Tiere sich regelmäßig Wasserlinsen (Lemna ninor) von der Wasseroberfläche holten und fraßen, auch kurz nach einer Futtergabe. Dieses hatte ich zuvor auch schon beim Roten von Rio beobachtet, aber nicht in dieser Intensität. Die anderen von mir gepflegten Fische machen sich allerdings nichts aus den Linsen. Mir scnien, dass die Tiere die Linsen zum Wohlergehen benötigen, daher gab es immer einige davon auf der Wasseroberfläche. Auch das regelmäßige verfüttern von lebenden Wasserflöhen und Grindal bekam ihnen erwartungsgemäß gut.
In der Nähe von Stuttgart (Ostfildern) lief das Wasser mit 8°dGH aus der Leitung. Nach meinem Umzug stellte ich fest, dass das Wasser in der Nähe von Hannover mit fast 20° dGH deutlich härter war und bangte schon um das Wohlergehen meiner Salmler. Sehr erfreut war ich daher, dass meine Vermieter Regenwasser für ihren Garten sammeln, so dass ich das harte Wasser durch zumischen deutlich verträglicher machen konnte. Ich gab deutlich mehr Regenwasser als Leitungswasser zu, aber regelmäßig auch eine Priese Löß (Luvos Heilerde). Die Gesamthärte lag bei etwa 3-6° dGH mit einem pH-Wert im sauren Bereich (5-6).